Ein Bericht von Hartmut Simmert

Irland 2019

Zu Besuch in Irlands Unterwelt 2019

(Hier die Kurzfassung. Der ausführliche Bericht befindet sich im Heft 02/2019 - zu finden bei den "Publikationen").

Die Sommerexkursion 2019 führte Martina und mich in diesem Jahr wieder mal nach Irland. Wir packen alles ins Auto was man für Höhlen und fürs Klettern braucht. Natürlich haben wir noch mehr vor, wie z. B. der Besteigung des Croagh Patrick und den Besuch einiger historisch bedeutsamer Stätten wie Newgrange und Tara, aber wir wollten natürlich auch wieder ein paar Höhlen sehen. Irische Höhlenforscher im Sommer zu treffen ist schwierig, da sie alle selber im Urlaub unterwegs sind, aber mit den Infos per Facebook und dem gerade aktuell auf den Markt gekommenen Buch „Karst of Ireland“ des irischen Geologen David Drew bekommt man mehr Infos, als man in einem Sommer abarbeiten kann. Da auch die Schauhöhlen wirklich sehenswert sind darf man die ruhig mitnehmen.

In ganz Irland gibt es derzeit sechs Schauhöhlen, eine davon in Nordirland. Die Marble Arch Cave liegt im karbonischen Kalksteinareal des Co. Fermanagh in der Nähe von Florencecourt. Mit 11,5 km ist sie derzeit die zweitlängste Höhle Irlands. Insbesondere durch unerschrockene Taucher wurde immer wieder neue Teile entdeckt bzw. mit anderen bekannten Höhlen verbunden. Der bequeme Führungsweg folgt im Wesentlichen dem durch Torf rotbraun gefärbten Bach, der die aktive Flusstunnelhöhle prägt. Eine vorgesehene Bootstour fällt leider aus, da durch den anhaltenden Regen der Wasserstand in der Höhle zu hoch ist und die Tour damit angeblich gefährlich werden kann. Mit dem Wetter scheinen wir in diesem Jahr überhaupt Pech zu haben. Dass es immer wieder regnet ist für Irland völlig normal, aber in diesem Jahr ist es nicht der sonst übliche sommerliche „gentle rain“, der sich mit wärmendem Sonnenschein abwechselt, sondern eher wie ein dauerhaft kühles Spätherbstwetter. Die Einheimischen sagen aber, dass es in den kommenden Tagen besser werden soll. Wollen wir es hoffen.

Der Höhlenfluss der Marble Arch Cave (Foto: Hartmut Simmert)

Der Höhlenfluss der Marble Arch Cave (Foto: Hartmut Simmert)

Fließform am Marble Arch, der Naturbrücke am Austritt des Höhlenbaches (Foto: Martina Simmert)

Fließform am Marble Arch, der Naturbrücke am Austritt des Höhlenbaches
(Foto: Martina Simmert)

Der Höhlenfluss der Marble Arch Cave (Foto: Hartmut Simmert)

Hinter dem Besucherzentrum führt in einem Wäldchen ein Weg hinab in das Tal mit dem Cladagh-Fluss. Wir folgen flussabwärts dem Weg zu einer lohnenden Wanderung vorbei an einigen kleinen Sinterkaskaden.

Am Nachmittag probieren wir unser Glück im „Hoo“, der wahrscheinlich einzigen Höhlenforscherhütte in ganz Irland. Wie befürchtet war leider niemand da. In der Umgebung gibt es ein paar kleinere Höhlen, aber durch das zugige und nasskalte Wetter haben wir keine Lust nach ihnen zu suchen.

Die Hoo, die einzige Höhlenforscherhütte Irlands (Foto: Martina Simmert)

Umgeben von Ruinen: "The Hoo", die einzige Höhlenforscherhütte Irlands (Foto: Martina Simmert)

So ziehen wir weiter zu den Keshcorran Caves (auch Caves of Kesh genannt), ein paar frei zugänglichen Kleinhöhlen südlich von Sligo. An der Flanke des 359 m hohen Berges Keshcorran befinden sich die schon von der Straße aus sichtbaren Zugänge zu den Höhlen.

 

Die Eingänge der Keshcorran Caves (Foto: Martina Simmert)

Die Eingänge der Keshcorran Caves (Foto: Martina Simmert)

Die meisten Höhlen sind durch hangparallele Gänge miteinander verbunden, angelegt an natürlichen Klüften, mitunter sichtbar künstlich erweitert. An den Kreuzungen finden sich einige größere Räume. Im Bereich des Lichteinfalls wachsen weiter vorn Gräser und Kräuter, weiter hinten niedere Farne und Moose. Überwiegend sind die Höhlen trocken, auch wenn es draußen noch immer regnet. Die größeren Räume sind recht ansehnlich, interessant sind die Kalksteinbänder mit den eingelagerten Feuersteinen. Sinter gibt es in Form einiger Fahnen und in engeren Bereichen auch in Knöpfchen- oder Blumenkohlform. Der Zivilisationsmüll hält sich zum Glück sehr in Grenzen. Insgesamt eine lohnende Befahrung in einem interessanten Objekt, wenn auch befahrungstechnisch keine sonderliche Herausforderung. Bei besserem Wetter hätte es sich bestimmt gelohnt, noch die wenigen Meter bis zum Gipfel des Berges aufzusteigen.

Eines der größeren Mundlöcher (Foto: Hartmut Simmert)

Eines der größeren Mundlöcher (Foto: Hartmut Simmert)

Ein Verbindungsgang mit Spuren von Bearbeitung und wenig Höhlensinter (Foto: Hartmut Simmert)

Ein Verbindungsgang mit Spuren von Bearbeitung und wenig Höhlensinter
(Foto: Hartmut Simmert)

Einer der schmaleren Gänge mit Blick zum Ausgang (Foto: Hartmut Simmert)

Einer der schmaleren Gänge mit Blick zum Ausgang
(Foto: Hartmut Simmert)

 

Das nächste Ziel sind die Höhlen in dem Waldpark westlich der Ortschaft Cong (Co. Mayo). Zu diesen zählen auch die Dogs Cave und die Priests Cave. Die kann man sich ansehen, muss man aber nicht. Was sich aber definitiv lohnt, ist die Pigeon Hole Cave, die man entweder über eine längere Wanderung quer durch den Park von Cong aus erreicht, oder in zwei Minuten von der nahegelegenen Straße aus, wo man auch gut parken kann. Die Höhle ist nicht zu verfehlen, direkt am Wanderweg führt eine steile Treppe in einer Felsspalte in die Tiefe.

Am Eingang zur Pigeon Hole Cave (Foto: Hartmut Simmert)

Eingang zur Pigeon Hole Cave über eine bequeme Treppe (Foto: Hartmut Simmert)

Unten angekommen steht man direkt im Haupttunnel, an dessen nordwestlichem Ende in einem kleinen Höhlensee dicke Rohre in der Tiefe verschwinden. Über große Blöcke zieht sich der Hauptgang in südöstliche Richtung weiter, wo er schließlich im Verbruch endet.

Der Hauptgang. Im hinteren Bereich sieht man die Wasserrohre, die in der Zugangskluft installiert sind (Foto: Hartmut Simmert).

Der Hauptgang. Im hinteren Bereich sieht man die Wasserrohre, die in der Zugangskluft installiert sind (Foto: Hartmut Simmert)

Klettert man die Blöcke hinab kommt man wieder aufs Wasser. Am Ufer ist eine Tauchleine festgemacht, die im klaren Wasser unter die Decke und in die Tiefe führt. Auch über dem Wasserspiegel schließen sich noch Fortsetzungen an, denen man kriechend oder kletternd folgen kann. Da die Höhle mit einer Länge von 750 m und einer Tiefe von 55 m angegeben ist geht es bestimmt noch deutlich weiter, aber den charakteristischen Teil hat man mit der Durchquerung des Hauptraumes gesehen.

Im grünlichen Wasser verliert sich die Tauchleine in der Tiefe (Foto: Hartmut Simmert)

Im grünlichen Wasser verliert sich die Tauchleine in der Tiefe (Foto: Hartmut Simmert)

Unsere nächste Höhle ist wieder eine Schauhöhle, aber dennoch lohnend. Die Crag Cave liegt nördlich der Stadt Castleisland im Co. Kerry. Mit 3,8 km Länge gehört auch sie zu den großen Tropfsteinhöhlen Irlands. Auslöser für die Entdeckung der noch relativ jungen Schauhöhle in privater Hand war eine Trinkwasserverschmutzung, der die Behörden 1981 nachgingen.

Ein typischer Flusstunnel, dem der Führungsweg folgt (Foto: Hartmut Simmert)

Ein typischer Flusstunnel, dem der Führungsweg folgt (Foto: Hartmut Simmert)

Die geologisch interessante und optisch reizvolle Untertageführung kann man nur empfehlen. Wie zu erfahren ist, besteht auch noch Potenzial für weitere Fortsetzungen. Aber das wollen wir nicht erkunden, und so ziehen wir weiter.

 

An der südlichen Atlantikküste im Co. Kerry befindet sich auf der Insel Valentia Island ein seit 1806 mit Unterbrechungen aktiver unterirdischer Schieferbruch "Slate Quarry". Den kann man zwar leider nicht befahren, aber man kommt zumindest bis an das gewaltige Zugangsportal heran. Manchmal klappt es ja: Ich habe mir den Helm aufgesetzt und bin den Zugangsstolln an den Containern und geparkten PKW in die gewaltige Grube hineingegangen, bis mich nach ca. 150 m der erste Arbeiter ansprach und dann höflich aber bestimmt rausgejagt hat.

Am Hauptportal ist deutlich die Schieferstruktur des Gesteins zu erkennen (Foto: Martina Simmert)

Am Hauptportal ist deutlich die Schieferstruktur des Gesteins zu erkennen (Foto: Martina Simmert)

Das beliebteste Fotomotiv hier ist zweifellos das imposante Zufahrtsportal des Stolln mit einer Oberkammer, in der seit 1954 zwei Statuen (Maria und Bernadette) zu sehen sind. In den gut beleuchteten großen Kammern fahren große Transportmaschinen, das konnte ich sehen. Der geförderte Schiefer scheint noch immer guten Absatz zu finden.

Man wird nicht behindert, wenn man etwas vom Schiefer einladen möchte (Foto: Hartmut Simmert)

Man wird nicht behindert, wenn man etwas vom Schiefer einladen möchte (Foto: Hartmut Simmert)

Die letzte Schauhöhle auf unserer Tour in diesem Jahr ist die bei Steinbrucharbeiten entdeckte Mitchelstown Cave. Diese wunderschöne Tropfsteinhöhle liegt im Co. Tipperary, 12 Kilometer östlich von Mitchelstown. Mit der Befestigung des Führungsweges und einer elektrischen Beleuchtung wurde sie 1972 die erste offizielle Schauhöhle Irlands.

Aufgang zur Bühnenebene (Foto: Hartmut Simmert)

Mitchelstown Cave: Aufgang zur Bühnenebene (Foto: Hartmut Simmert)

Vom Zugang mit Kassenfenster und Toilette aus steigt man einen leichten Weg hinauf bis zum Eingang und dort geht es über Stufen hinab direkt bis auf das Karstwasserniveau. Auch hier fließt ein Bach, aber den sieht man im Besucherteil nur auf einer kurzen Strecke. Die Besonderheit dieser mit Tropfsteinen reich geschmückten Höhle ist die Konzerthalle, ein großer Raum mit toller Akustik und einem eingeebneten Bereich für die Musiker auf einer Anhöhe. Auch Filmvorführungen und Schulveranstaltungen sollen hier gelegentlich stattfinden.

Strahlend weißer Sinter zeugt von lehmfreien Tropfstellen (Foto: Hartmut Simmert)

Strahlend weißer Sinter zeugt von lehmfreien Tropfstellen (Foto: Hartmut Simmert)

Die junge Führerin hat nichts dagegen, dass wir uns im Schaubereich alles in Ruhe anschauen. Ein echtes Erlebnis und wirklich sehr empfehlenswert. Die restlichen Teile der insgesamt 2,5 km langen Höhle sehen wir natürlich nicht, und eine aktive Forschung wird derzeit in der Höhle nicht betrieben. Nach fast zwei Stunden entlassen wir die geduldige Führerin in den Feierabend.

Die anderen Schauhöhlen Aillwee Cave, die Doolin Cave und die Dunmore Cave hatten wir bereits in früheren Berichten beschrieben.

Als letztes besuchen wir ein paar Bergbaurelikte in den Wicklow-Mountains südlich von Dublin. In der Umgebung wurde Baryt, Galenit, Zink und Kupfer abgebaut. Wer die Augen offen hält findet die Mundlöcher der Stolln, von denen einige tatsächlich wie erhofft noch offen sind.

Altbergbau ist überall interessant (Foto: Hartmut Simmert)

Altbergbau ist überall interessant (Foto: Hartmut Simmert)

Apropos Newgrange (jungsteinzeitliche Grabanlage, älter als die ägyptischen Pyramiden):
Nachdem wir vor Jahren dort wegen Überfüllung nicht reinkamen (die Besucherzahl pro Tag ist streng limitiert) haben wir es dieses Jahr geschafft. Buchungen für eine Eintrittskarte sind über das Internet nicht möglich, man muss über ein Reisebüro eine Tagestour mitmachen. Unsere Meinung: Viel zu teuer, und der Tag ist weg. Besser: Zeitig aufstehen und früh einer der Ersten vor Ort sein! Für die ersten beiden Zubringerbusse ab Besucherzentrum braucht man nämlich keine Buchung und die Tickets sind dann sogar kostenlos, egal ob man Newgrange, Knowth oder beides besuchen will.

Glück auf

Hartmut

 

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