Ein Bericht von Lisa Hoffmann

Nationale Höhlenrettungsübung 2018 im Bielatal

Beteiligte des HKD: Lisa, Max, Sven

Weitere sächsische Höhlenretter: Thomas Pöhland, Erik Wypior, Patric Röhm, Felix Kegel, Christin Unger

Die Höhlenrettung ist eine Fachgruppe der Bergwacht Sachsen. Ihr Einsatzgebiet ist das Elbsandsteingebirge mit seinen über 300 bekannten Kleinhöhlen und anderen unterirdischen Objekten. Diese Sandsteinhöhlen werden von Höhlenforschern und von Kletterern, aber auch von anderen Naturfreunden und Wanderern aus allgemeinem Interesse und aus sportlichen Gründen betreten. Das charakteristische Gefahrenpotential liegt in den engen Klüften und tiefen Spalten begründet. Bereits kleinere Verletzungen oder ein Abrutschen in eine enge Spalte können das Verlassen der Höhle aus eigener Kraft unmöglich machen. Eine Rettung ist mit erheblichem zeitlichem und materiellem Aufwand verbunden. Bei Bedarf arbeiten die Höhlenrettungsgruppen Deutschlands zusammen um komplizierte und langwierige Einsätze zu bewältigen. Zu diesem Zweck haben sie sich im Höhlenrettungsverbund Deutschland (HRVD) zusammengeschlossen und einen einheitlichen Ausbildungsstandard festgelegt. Die Zusammenarbeit wird in regelmäßigen Übungen gestärkt und verbessert.

Für so einen Ernstfall übten die Höhlenrettungsgruppen am 24. Juni 2018 im Bielatal in der Sächsischen Schweiz. Eine junge Höhlenforscherin war bis in die hinteren Teile der Wohlrabhöhle geklettert. Bei ihren Versuchen, den 25 cm schmalen Spalt wieder hinaufzuklettern verletzte sie sich an der Hand und musste schließlich entkräftet aufgeben. Außerdem wurde ein junger Mann vermisst, der am Vortag eine Höhlentour durchs Bielatal unternommen hatte, aber bis zum nächsten Morgen nicht wieder in seiner Pension aufgetaucht war.

Insgesamt wurden 32 Höhlenretter aus ganz Deutschland „alarmiert“. Unter anderem die Untertagerettung Harz, Bergwacht Höhlenrettung München, Bergwacht Höhlenrettung Freilassing, Höhlenrettung Baden-Württemberg, Feuerwehr Breitscheid und Bergwacht Thüringen. Zunächst galt es die Vermissten zu finden. Bei den über 30 Höhlen im Bielatal war das keine leichte Aufgabe. Schließlich sind die meisten Höhleneingänge nur kleine Spalten im Fels.

Eine mobile Einsatzleitung wurde eingerichtet (Bild: Erik Wypior).

Zur Koordinierung des Großeinsatzes wurde eine mobile Einsatzleitung eingerichtet und die Höhlenretter in Suchtrupps organisiert. Bereits nach kurzer Zeit wurden die Höhlenforscherin und ihr Begleiter in der Wohlrabhöhle entdeckt. Auch der zweite Vermisste wurde wenig später in der Tiefen Höhle gefunden. Er hatte sich bei einem Absturz in den „Buchraum“ schwer verletzt. Die Enge der Höhle und die Schwere der Verletzungen erforderten den Einsatz von Spezialtragen. Der Patient musste in den Schächten mit Hilfe von Flaschenzügen in senkrechter Lage heraufgezogen werden. Als Verankerung dienten dabei die, extra für den Einsatz im Sandstein modifizierten, Schwerlast-Spreizanker der Höhlenrettung Sachsen. Nach insgesamt 5 Stunden konnte der Patient aus der Höhle gerettet werden.

Die Rettung des Schwerverletzten in der Tiefen Höhle ist kompliziert (Bild: Patric Röhm)

 

Um den Verletzten aus der Tiefen Höhle zu befreien müssen mehrere Engstellen überwunden werden (Bild: Norbert Weber).

Auch die Rettung aus der Wohlrabhöhle forderte vollen Einsatz. Nur besonders kleine Höhlenretter konnten bis zur Patientin vordringen. Der Einsatz von Trage, Gurten und Sicherungsmaterial ist in den tiefen Teilen der Höhle aufgrund der Enge nicht möglich. Mit großem körperlichem Einsatz halfen die Retter der Höhlenforscherin aus der schmalen Spalte. Trotz verletzter Hand konnte sie bei ihrer Rettung noch aktiv mithelfen und zumindest die Gehstrecken selbstständig zurücklegen. Dennoch war an den zahlreichen leichten Kletterstellen noch einmal der Einsatz von Seil und Flaschenzug nötig. Während die Patientin noch in der Höhle medizinisch versorgt wurde, bauten die Höhlenretter am Einstiegsschacht bereits ein Zugsystem auf. Damit wurde die Patientin schließlich im 30m-Schacht nach oben gezogen und konnte die Höhle 8 Stunden nach der Alarmierung der Rettungskräfte verlassen.

Versorgung der Patientin in der Wohlrabhöhle (Bild: Julius Zimmermann).

 

Die Patientin muss den Schachtaufstieg alleine, aber mit Seil-Unterstützung bewältigen (Bild: Julius Zimmermann).

Die Höhlenrettung Sachsen konnte die Übung in „ihrem“ Einsatzgebiet als Erfolg verbuchen. Die Zusammenarbeit zwischen den Gruppen funktionierte reibungslos. Letztendlich war eine Erkenntnis der Übung, dass auch die sächsischen „Kleinhöhlen“ den erfahrenen Höhlenretter an körperliche Grenzen bringen können. Geschafft aber glücklich konnten alle Retter, „Patienten“ und wir als Organisatoren am Abend die Höhlen verlassen und den Tag beim gemeinsamen Grillen ausklingen lassen.

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